Freitag, Oktober 06, 2006

Baotu Quelle und Mondfest

Nachdem ich mir den Mittwoch frei genommen und einfach mal nichts gemacht habe, bin ich gestern noch mal wieder in die Stadt. Zum Einen wollte ich ein besseres Wörterbuch kaufen, zum Anderen wollte ich mir die Baotu Quelle anschauen, was hier so das Regionalheiligtum ist.
Ich also runter mit der Buslinie 9 und an bekannter Stelle ausgestiegen. Anstatt nun umzusteigen habe ich mir meinen Weg zu Fuß durch die Straßen gesucht. Ist in China zum Glück nicht das große Problem. Hier ist alles nach den viel Himmelsrichtungen Ausgelegt und dann immer schön im rechten Winkel, das meiste zu mindest. Naja, nach einer guten ¾ Stunde bin ich dann an der Buchhandlung angekommen ohne unterwegs irgendwelche neuen Dinge zu sehen. Ok, ein Einkaufszentrum habe ich noch entdeckt in dem ich eine DVD von Harry Potter kaufe. Leider nur auf Chinesisch, aber das will ich ja auch hier lernen :-)
In der Buchhandlung ist es dann aber erstmal gar nicht so einfach die Wörterbücher zu finden. Ich versuche also in weis nicht wie vielen Varianten das chinesische Wort für Wörterbuch zu sagen und eine muss dann doch richtig sein, die Gesichter klaren sich auf, zweiter Stock. Im zweiten Stock (in Deutschland der Erste) finde ich dann auch schnell Wörterbücher. Englisch, englisch, noch mehr englisch, französisch, wieder englisch, ah und endlich auch deutsch. Vor dem Regal steht eine junge Chinesin und schaut sich die Wörterbücher an, fast zeitgleich begrüßen wir uns. Ich frage sie woher sie Deutsch kann ob sie Germanistik studiert. Sie studiert Wirtschaft und als Fremdsprache deutsch und möchte in zwei Jahren nach Essen ins Auslandsstudium. (anmerkung: im Ruhgebiet sind sehr viele Chinesen und Japaner um dort Geschäfte zu machen)
Dann werden mir plötzlich die Augen von hinten zugehalten, ich denke erst an einen meiner Studies. Es stellt sich dann aber sofort raus das es Yankung von der Shandong Universität ist den ich im Botanischen Garten kennen gelernt habe. Im Park war das im übrigen eine Studentin aus seinem Semester, nun lerne ich seine richtige Freundin kennen. Nachdem Yankung und ich die eMail-Adressen ausgetauscht und ich inzwischen auch mein Wörterbuch habe trennen wir uns alle wieder und ich mache mich auf zur Baotuquelle.

Die Baotu Quelle liegt in mitten eines großen schön angelegten Parks. Es kostet 15 Yuan Eintritt, was sich hier in der Stadt aber sehr viele Menschen leisten können, sonst währen hier wohl nicht so viele Menschen drin. Na wie dem auch sei. Als erstes erkenne ich mal wieder warum es in Jinan keine ausländischen Touristen gibt, es ist hier alles wieder nur auf Chinesisch erklärt. Wenn die hier wirklich etwas gut gebrauchen könnten, dann einen guten Tourismusmanager der auch die ausländischen Touristen aus Beijing und Shanghai hier her holt. Aber das ist ein anderes Kapitel.

In dem Park ist es angenehm kühl (viel Wasser und Bäume) und die Architektur der kleinen Gebäude haben für mich schon fast etwas romantisches zwischen den ganzen Neubauten von Jinan. Etwas macht mir dann aber doch zu schaffen. Wie überall ist das Wasser auch hier nicht wirklich sauber. Es schwimmen zwar überall Goldfische herum aber es gibt keine Pflanzen und die Chinesen haben einen echten Tick mit ihren Glücksbrunnen. Egal wo ich einen Brunnen sehe (Quelle, Zierbrunnen, Dekobrunnen im Geschäft oder was auch immer) es liegen immer Münzen drin, Also auch hier. Dann sehe ich plötzlich eine Ansammlung von Leuten ins Wasser schauen, ganz aufgeregt. Ich gehe also hin um zu sehen was es dort gibt. Dort schwimmen in einem kniehohen Wasserbecken mit wirklich dreckigem Wasser zwei ausgewachsene Robben herum und wissen gar nicht mehr was sie wirklich sind. So verhalten sich Tiere die zu lange in zu kleinen Becken waren. Hin und her und her und hin, immer auf der Suche nach einem Flecken Ruhe den es natürlich nirgends gibt. Das Einzige was mir bleibt ist ein kleines Stoßgebet für die beiden zu allen heiligen Chinesen zu schicken. Ich ziehe weiter. Das ist bisher mein erstes Erlebnis mit Tierquälerei nach deutschem Verständnis.

Heute ist Mondfest, ein traditionelles Fest der Familie. Ich denke es ist so was in der Art wie unser Erntedankfest, zumindest auf dem Land. Tja, ich hatte nun ja schon einiges darüber gehört, über Schiffchen die mit Kerzen auf dem Wasser fahren und und und. Da sieht man mal was die Touristen doch für einen einseitigen Einblick in China bekommen. Wie ich heute von meinen Studierenden gelernt habe ist Shanghai wie so oft auch die Schiffchengrenze. Traditionell sind die Südchinesen eher die Seefahrer und die Nordchinesen die Kutschenlenker. Also auch keine Schiffchen zum Mondfest. Was ist aber nun Tradition am Mondfest? Zwei Dinge sind wichtig, egal wo man in China ist: erstens der Mondkuchen, der immer süßlich ist, aber immer eine andere Füllung hat (es gibt unzählige Verschiedene) und dann zweitens natürlich die Familie. Heute Abend wird das mein erstes und drittes Semester sein. Drei bis fünf Studies mit denen ich mich treffe.
Wenn ich aber sechs Stunden vor euch den Mond sehe, werde ich an alle lieben Menschen in Deutschland denken und meine guten Wünsche mit dem Mond um die Erde schicken.