Dienstag, Oktober 31, 2006

Halloween

Liebe BlogleserInnen,

der Oktober neigt sich dem Ende und ich möchte die Zeit nutzen um einen kurzen Rückblick auf die letzten Tage zu werfen.

Während in Europa und Amerika heute Halloween gefeiert wird (mal mehr, mal weniger ;-) haben wir das hier schon am letzten Samstag gemacht. Tja, ich bin hier halt am Fremdspracheninstitut und da muss man halt auch die fremden Feste feiern. Das die meisten Studenten später nach Europa wollen und dort Halloween gar keine Tradition mehr hat ist dabei nur Nebensächlich.

Als erstes wurden alle Ausländer (Lehrer und Studenten) der Universität Samstag morgens um 7:00 Uhr in einem Bus zum zwei Stunden entfernten Tempel von Mengzi gefahren. Mengzi ist einer der großen alten Philosophen derer man sich hier mit steigendem Stolz wieder erinnert. Zum ersten Mal in meiner Zeit in China sehe ich wirklich alte Architektur. Herrlich. Auch wenn man ehrlicher weise sagen muss das nur drei Gebäude von der ganzen Anlage die Kulturrevolution überlebt haben. Der Rest wurde aber sehr gut wieder aufgebaut so dass man nun nach einigen Jahren den Unterschied zwischen Alt und Neu kaum noch sieht.

Abends hatte dann die Studentenvertretung des Fremdspracheninstitutes eine Halloweenparty im Chinesischen Stiel organisiert.
Man stelle sich das ungefähr so vor. Ein großer Saal, auf der einen Seite sitzen einige Studenten, auf der anderen Seite stehen Stühle für die ausländischen Lehrer mit kleinen Tischen davor. Die meisten anderen Studenten müssen am Rand stehen. Als wir Lehrer eintreffen gibt es einen großen Applaus und wilde Rufe von allen Seiten sobald ein Student seinen Lehrer erblickt. Als wir uns gesetzt haben bekommen wir Wasser gereicht, Mandarinen und jede Menge Süßigkeiten (es ist ja Halloween). Nachdem wir uns an die merkwürdige Situation gewöhnt haben in der wir uns nun befinden wollen wir aber auch ein wenig europäische Partystimmung und fragen ob es nicht auch Bier gibt. Leider nicht. Also zwei von uns runter in den Supermarkt und Rotwein und Pappbecher gekauft. Die Party kann beginnen. Und Party bedeutet das es einige Vorführungen gibt, wir als Lehrer kommen natürlich auch nicht drum herum. Da wir aber nichts von unserem Glück im Vorfeld wusten müssen wir improvisieren. Wir singen ‚we will rock you’ und noch so ein zwei Lieder die uns gerade einfallen. Nicht gerade einfach wenn man bedenkt das dort eine Gruppe aus Franzosen, Engländern, Amerikanern und mir als Deutschen steht. Aber wir haben uns wacker geschlagen und als wir später noch eine Tanzeinlage dargeboten haben war uns das Tagesgespräch am Sonntag gewiss.
Nach einer Stunde war der Spuck vorbei und alle sind in ihre Wohnheime gegangen. Alle? Nein nicht alle. Wir Lehrer haben den Abend hier erst begonnen ;-)


Am Sonntag bin ich dann wieder früh, zu früh nach einer durchtanzten Nacht, aufgestanden um mit den Französischlehrern und einer Handvoll unserer Studenten ins Rotblättertal zu fahren. Das Tal ist für seine roten Blätter (rot ist die absolute Glücksfarbe in China) im Herbst über die Grenzen von Jinan hinweg bekannt. Und wir hatten schönstes Wetter. Hier alles zu erzählen würde den Rahmen sprengen, ich hänge lieber ein paar Fotos mit an.


Samstag, Oktober 21, 2006

Foreign Expert Cartificate

Seit gestern bin ich ganz offiziell ausländischer Experte.

Ich habe gestern mein ‚Foreign Expert Cartificate’ bekommen, so was wie einen Ausweis für ausländische Fachleute in China. Er ist sozusagen mein Chinesischen Personalausweis.
Ob das irgendwelche Vorteile hat weis ich nicht, aber auf jeden Fall darf ich nun ein Jahr in China bleiben ohne mich ständig irgendwo melden zu müssen. Ich bin nun ein ausländischer Chinese vom Gesetz her.


Noch ein paar Fakten:

Junge Chinesen haben so viel mit Taiji und Teezeremonie zu tun wie deutsche Jugendliche mit Kukuksuhren. Zumindest in Jinan.


Die Stromversorgung in der Stadt ist kein Problem (220 V) und das System der Glühlampen ist dasselbe wie in Deutschland. Und die kommen auch hier meistens von Osram oder Phillips.

Die Aufzüge werden oft von Ottis geliefert und der Baumarkt um die Ecke läst keinen Handwerkertraum offen. Egal ob es sich um gute Boschmaschinen (hier sogar mal die deutsche Variante) oder einfach um Baumaterial handelt, vom Bodenbelag über Duschwannen, über Türblätter hin zum Ziegel gibt es einfach alles.

Die Chinesen sollen ja angeblich überall und immer Spucken, dem muss ich zum Glück widersprechen. Das kommt hier auch nicht häufiger vor als in Deutschland, was hier aber fast schon ein Wunder ist bei der dreckigen Luft von Jinan.

Und auch das Vorurteil mit dem Rauchen muss ich widerlegen. Wenn ich als Nichtraucher nach einem Monat von nicht einer Situation berichten kann wo ich mich von Rauchern belästigt gefühlt habe, spricht das wohl für sich in einer Millionenmetropole.

Donnerstag, Oktober 19, 2006

erster Monatsrückblick

Hallo und herzlich willkommen zu meinem ersten Monatsrückblick.

Ja ja, so lange ist das nun her das ich chinesischen Boden zum ersten Mal betreten habe und seid dem ist viel passiert.

Ich erlebe hier täglich neue Dinge. Heute erst habe ich gelernt wie man in China seine Telefonrechnung bezahlt. Man geht einfach irgendwann mal zum entsprechenden Counter seines Telefonanbieters, zeigt seine Telefonnummer und bekommt dann seine Abrechnung die man dann bezahlt. Gott sei dank gibt es einen Schalter meines Telefonbetreibers auf dem Campus, man muss ihn nur finden.

Sehr typisch für China ist es im Übrigen auch ein Handy zu haben und auch in jeder Lebenssituation zu benutzen. Werden in Deutschland die Handys zwischendurch mal ausgemacht so sind sie hier immer und überall dabei. Sehr schön ist das am Abend zu beobachten, wenn sich auf dem Campus die Pärchen im Grüngürtel treffen und überall die Handys leuchten. Hat so ein wenig von sehr sehr hellen Glühwürmchen ;-)
Sehr zum Leidwesen meiner Studierenden weigere ich mich weiter ein Handy zu kaufen. Habe ja Festnetz, das muss wie auch schon in Deutschland reichen.

Vielleicht mal etwas zum Wetter hier. Obwohl wir auf der Höhe von Nordafrika sind bereitet sich die Natur auf Grund der schräg stehenden Erdachse auf den Winter vor. Heißt, das genau wie in Deutschland hier die Bäume ihre Blätter abwerfen und sehr zu meiner Freude gibt es hier auch richtig starken Wind. Und wenn einige Leute Recht behalten, sollen wir sogar ein wenig Schnee bekommen. Derzeit haben wir es tagsüber allerdings immer noch locker über 25 °C.

Meine Sprachkenntnisse machen leider nur kleine Vorschritte, ich spreche dafür einfach zu viel deutsch und englisch. Aber ich bekomme nun auch Unterricht und so hoffe ich doch bald mal ein wenig mit den Studierenden reden zu können.


So viel für heute, das meiste des letzten Monats steht ja in den anderen Beiträgen. Sollten im Übrigen irgendwelche Fragen auftauchen, dann immer raus damit. Ich versuche alles zu beantworten. Auf den nächsten Monat.

Chinesen lieben im uebrigen Fassaden. Wen mag da noch das Chiarestaurant um die Ecke verwundern das sich ein anscheinend verspieltes Portal um den Eingang baut.

Dienstag, Oktober 17, 2006

Romantik

Gestern im Unterricht des dritten Semesters gab es eine Abwechslung die man auch in China nicht alle Tage erlebt und in Deutschland ist es glaube ich ganz aus der Mode gekommen. Wenn es überhaupt jemals Mode war.

Aber von vorne.
Ich mache also so meinen Unterricht und rede mit den Studierenden über dies und das. Auf einmal sehe ich aus dem Augenwinkel das irgendjemand vor der Tür versucht mit mir Kontakt auf zu nehmen. Ich also hin zu Tür und davor steht ein junger Chinese der mir nicht bekannt ist. Er fragt mich ob ich im helfen könne. Ja klar, worum geht es denn?
Ich stehe echt ein wenig unbeholfen da, weil ich nicht weis ob es einen streit irgendwo gibt oder sie in ein Seminarraum nicht rein kommen.
Er möchte diese Blumen übergeben weil er einer Frau sehr wehgetan hat. Ein Blumenbouquet wie es normalerweise in Märchen vorkommt. Schöne lange rote Rosen.
‚Aus meinem Semester?’
Ja, aber er kann es nicht alleine.
‚Soll ich sie raus holen?’
‚Nein, auf keinen Fall.’
‚Willst du mit rein kommen?’
‚Nein, können sie bitte die Blumen Wang Shasha geben?’
Ich erklärte mich also bereit, diesem armen Teufel muss geholfen werden, das sehe ich ein. Ich also mit den Blumen zurück in das Seminar. Ihr hättet mal die Studierenden hören müssen. Ich also mit lauter Stimme erklärt das die nicht für mich sind sonder das ich sie nur übergeben soll.
Alle schauen mich gespannt an –
die Blumen sind für Wang Shasha.
Die ganze Klasse johlt auf und Wang Shasha weis nicht ob sie lachen oder weinen soll. Ich glaube aber dass sie sehr erleichtert war dass ich die Aufmerksamkeit sofort wieder in den Unterricht gelenkt habe und sie ihren Gedanken nachgehen konnte.
So was nennt man wohl wirklich romantisch.

Kleiner Nachtrag noch zu heute.
War vorhin in einem für mich neuen Einkaufszentrum und habe dort eine ganze Etage mit Markenprodukten gefunden. The North Face, Lowa, Timberland, usw. Und ich muss euch sagen, das Zeug hat hier 1:1 den gleichen Preis wie in deustchland. Dann kann man das auch genauso gut in Deutschland kaufen. Aber das nur am Rande.

Montag, Oktober 16, 2006

Kommentare

Auf Wunsch einiger Leser oenffne ich nun doch mal die Kommentarfunktion.
ich mochte euch aber bitten wirklich nur auf die Artikel oder Kommentare zu reagieren und private Nachrichten an mich direkt per Mail zu schicken. Meine eMails rufe ich halt doch regelmaessiger ab.

Na dann mal weiterhin viel Spass mit meinen Geschichten aus Jinan.
Asmus

Etwas wirklich ganz normales in China und nicht nur in deutschen Chinarestaurants. Goldfische wohin man sieht.

Freitag, Oktober 13, 2006

Heldentat

Heute mal der Bericht über eine Heldentat. Zuerst bin ich mit sechs meiner Studierenden in den Botanischen Garten gegangen um ein wenig die Frische dort zu genießen, Deutsch zu sprechen und weil der kostenfrei ist.

Danach sind wir dann auf den so genannten Heldenberg. Leider dann nur noch mit fünf Studierenden, eine musste noch zu ihren Eltern.
Wir also rauf auf diesen Hügel hinter dem Stadion von Jinan. Da wir ja schon den ganzen Nachmittag durch den Garten gelaufen sind, eine nicht ganz zu unterschätzende Leistung.
Nachdem wir uns hier oben alles angeschaut haben, wollten wir dann einfach nur wieder runter. Also, nächste Treppe abwärts. Leider ging die dann aber irgendwann wieder hoch und so standen wir auf dem nächsten Minigipfel. Von hier aus hatte man dann einen schönen Blick auf den Heldenhügel und einen kleinen Nebengipfel.

Hiervor haben wir uns dann auch erstmal auf gut chinesische Art fotografieren lassen bevor wir uns dann rüber zum Pavillon aufgemacht haben. Hier führte dann auch endlich eine kleine Treppe runter zur Hauptstraße.

Auf unserem Weg nach unten haben wir dann noch einen kleinen islamischen Friedhof (ca. 10 Gräber) durchqueren müssen. Für mich als Steinmetz ja nicht so was ungewöhnliches. Aber meine Studies waren da doch ein wenig skeptischer, als wir aber auf dem Gelände waren auch sehr neugierig und interessiert an den Eintragungen auf den Grabsteinen. Dabei fällt mir auf, ich habe noch keinen anderen Friedhof gesehen. Da muss ich noch mal nachhacken.

Mittwoch, Oktober 11, 2006

Bilder :-)















So wie es scheint waren bisher meine Bidldatein immer zu grosz. Nun also Jinan auch live und in Farbe :-)
Dies ist im uebrigen der grosze Platz mit dem unterirdischen Einkauszentrum.
Ich habe in den anderen Berichten auch angefangen noch ein paar Bilder nachzuladen.
Ansonsten gibt es jetzt aber immer aktuelle was zum sehen.

Viel Spass weiterhin mit meinem Blog

Fakten

Fakten, bezogen auf Jinan.

Ein Snickers kostet 3,5 Yuan (35 Eurocent), ein Mineralwassertank wie er in deutschen Apotheken oft steht kostet 6 Yuan. Ein Snickers hält ca. fünf Minuten, ein Wassertank ca. zwei Wochen. Das Wasser benutze ich nur zum so trinken oder Zahneputzen. Fürs Kochen, Tee- oder Kaffewasser kann man ohne Bedenken das Leitungswasser benutzen. Es ist leicht geqlort und damit zwar trinkbar aber halt nicht zum so trinken geeignet. Machen die Chinesen im übrigen auch nicht, wenn sie sich irgendwie Mineralwasser leisten können. Was in der Stadt üblich ist.

1 Euro = 10 Yuan, die Ausländerwährung gibt es nicht mehr, weshalb ich mir auch irgendwelche Anhänge an das Yuan spare.

Hunde werden hier ganz normal wie in Deutschland gassi geführt und nicht gegessen. Überhaupt wird in den meisten Provinzen Chinas kein Hund gegessen. Allerdings gibt es anscheinend nur Handtaschenhunde. Also so kleine, das sie locker in eine Handtasche passen würden. Sie werden aber an der Leine geführt ;-)

Mit meiner Körpergröße von ca. 1,75 m gehöre ich hier zum absoluten Durchschnitt bei den Männern. Die Frauen sind meistens einen bis einen halben Kopf kleiner. Es gibt aber auch etliche die größer als 1,80 m sind.

In den großen Supermärkten kann man alles kaufen was man in Deutschland auch kaufen kann. Milch, Käse und Joghurt gehören genauso zum Angebot wie Kaffee, Dole Bananen und sämtliche Produkte der Körperpflege.

Im Internet kann man auf alle Seiten zugreifen, welche man in Deutschland auch normalerweise nutzt. Egal ob Regionalradio, Tageszeitung oder Nachrichtenmagazin.
Habe hier auch schon SWR3 Radio gehört.
Allerdings meistens das Nacht- oder Morgenradio, da ich euch ja sechs Stunde vorraus bin ;-)

Die meist gefahrene Automarke ist VW, jedes Taxi und die Polizei fahren VW und sehr viele Privatpersonen auch, daneben sind dann vor allem Marken wie Audi, Honda, Bucks und eine mir unbekannte Marke vertreten.

An Musik wird natürlich viel Chinesisches gehört. Aber auch amerikanische und europäische Musik ist hier ganz normal. Selbst im öffentlichen Bus spielt das Radio und auch dort habe ich schon schönsten Soul gehört. Am meisten war ich aber überrascht, als ich auf dem großen Platz von Jinan war. Dort kann man in einen gossen Innenhof des unterirdischen Einkaufszentrum runterschauen. Und da klingt mir doch glatt Yvonne Catterfeld entgegen. Laut Aussage meiner Studierenden hier durchaus eine bekannte Sängerin. Sachen gibt’s.

Es gibt fast in jeder dritten Strasze eine öffentliche Toilette, meistens sogar mit Behinderten gerechten Klo.
Sämtliche Gehwege sind in Jinan mit einem Blindenstreifen wie auf deutschen Bahnhöfen ausgestattet und am Anfang und Ende abgeflacht, damit ein Rohlstuhl hoch kommt.
Ausserdem gibt es z.B. an meiner Uni hier ein Seminar für Gebärdensprache und eine gar nicht mal so kleine Gruppe von gehörlosen Studierenden.

Möchtet ihr noch mehr wissen?

Sonntag, Oktober 08, 2006

Semesterbeginn

Hallo liebe Lesegemeinde in der Welt da draußen, es waren wieder ein paar aufregende Tage in Jinan.
Am Donnerstagabend habe ich zusammen mit zwei Studenten aus dem 3. Semester und zwei Erstsemestlern Mondfest gefeiert. Wir haben also zusammen Bier und Cola getrunken und Mondkuchen gegessen. Außerdem haben wir dazu deutsche Musik gehört.
Was ich in diesem Zusammenhang sehr schade finde ist das die Studierenden hier keine Party machen. Keine Disko, kein Tanzen, kein gar nichts. Wenn sie Musik hören dann als MP3 aus dem Kopfhörer.

Gestern bin ich dann zum ‚qian fo shan’, dem ‚tausend Buddha Berg’. Eine von den drei großen Sehenswürdigkeiten von Jinan. Am Eingang muss man 15 Yuan Eintritt zahlen, was ja nicht gerade wenig für den Durchschnittschinesen ist. Dann kommt man auf ein riesiges Areal wo es vor allem eines geht, Bergauf. Es gibt hier Gott sei dank dichten Wald und somit Schatten. Zwischendurch stehen dann immer wieder kleinere Tempel herum und Buddhas gibt es auch ein paar. Bei dem ersten Tempel in den ich dann wollte sollte ich dann wieder 3 Yuan zahlen. Nicht mit mir, ich also weiter den Berg hoch. Unterwegs habe ich dann noch so einige Geldmaschinen gesehen und was anderes ist Religion hier nicht in den meisten Fällen. Als ich oben auf dem Berg angekommen bin, sind mir zum ersten Mal meine für chinesische Verhältnisse sehr guten Schuhe und meine Klettererfahrung zu gute gekommen. Während sich die Chinesen oben auf dem höchsten Punkt zusammengekauert haben um sich nicht gegenseitig runter zu schupsen, habe ich mich auf einen kleinen Felsvorsprung etwas tiefer gesetzt. Hier hatte ich eine herrliche Aussicht auf das ganze Gelände und einen Teil von Jinan (der nicht gerade im Dunst hing) und ich hatte meine Ruhe und konnte ganz für mich sein. Das Einzige was ich mitbekommen habe das sich etliche hinter meinem Rücken sehr gewundert haben über einen weißen im Schneidersitz sitzenden Mann der sich kaum regt. Ich vermute dass ich an diesem Tag der meistfotografierte Rücken Jinans war.

Heute am Sonntag war dann Semesterbeginn und um die Frage gleich vorweg zu nehmen, normaler weise ist sonntags immer frei, nur halt nicht zu Semesterbeginn.
Mit den Erstsemestern habe ich die meiste Zeit Englisch gesprochen und so Sachen gelernt wie ‚ich heiße …’ ‚ich komme aus …’ ‚woher kommst du?’
Das dritte Semester und ich kennen uns ja schon sehr gut und so hatten wir einfach nur wieder eine Menge Spaß.
Zum Tagesabschluss wollte ich mir noch ein wenig Gemüse und Reis kochen, zum ersten mal in meiner Küche kochen. Also, rein in den Supermarkt und Zutaten gekauft (ich würde gerne mal wissen was die immer alle so denken, chinesische Männer kaufen doch die selben Sachen wie ich…) und alles nach Hause getragen.
Reis in den Reiskocher und anstellen, alles kein Problem. Und ich dachte immer ich hätte im Hauswirtschaftsunterricht gut aufgepasst. Hätte mir aber damals nicht jemand mal sagen können das ich eines Tages mit einem Wok auf einem chinesisch sprechenden Herd kochen würde? Egal was der Herd mir mit seiner weiblichen Stimme erzählt hat, das Gemüse wurde gar und der Reis im Reiskocher sowieso.

Freitag, Oktober 06, 2006

Baotu Quelle und Mondfest

Nachdem ich mir den Mittwoch frei genommen und einfach mal nichts gemacht habe, bin ich gestern noch mal wieder in die Stadt. Zum Einen wollte ich ein besseres Wörterbuch kaufen, zum Anderen wollte ich mir die Baotu Quelle anschauen, was hier so das Regionalheiligtum ist.
Ich also runter mit der Buslinie 9 und an bekannter Stelle ausgestiegen. Anstatt nun umzusteigen habe ich mir meinen Weg zu Fuß durch die Straßen gesucht. Ist in China zum Glück nicht das große Problem. Hier ist alles nach den viel Himmelsrichtungen Ausgelegt und dann immer schön im rechten Winkel, das meiste zu mindest. Naja, nach einer guten ¾ Stunde bin ich dann an der Buchhandlung angekommen ohne unterwegs irgendwelche neuen Dinge zu sehen. Ok, ein Einkaufszentrum habe ich noch entdeckt in dem ich eine DVD von Harry Potter kaufe. Leider nur auf Chinesisch, aber das will ich ja auch hier lernen :-)
In der Buchhandlung ist es dann aber erstmal gar nicht so einfach die Wörterbücher zu finden. Ich versuche also in weis nicht wie vielen Varianten das chinesische Wort für Wörterbuch zu sagen und eine muss dann doch richtig sein, die Gesichter klaren sich auf, zweiter Stock. Im zweiten Stock (in Deutschland der Erste) finde ich dann auch schnell Wörterbücher. Englisch, englisch, noch mehr englisch, französisch, wieder englisch, ah und endlich auch deutsch. Vor dem Regal steht eine junge Chinesin und schaut sich die Wörterbücher an, fast zeitgleich begrüßen wir uns. Ich frage sie woher sie Deutsch kann ob sie Germanistik studiert. Sie studiert Wirtschaft und als Fremdsprache deutsch und möchte in zwei Jahren nach Essen ins Auslandsstudium. (anmerkung: im Ruhgebiet sind sehr viele Chinesen und Japaner um dort Geschäfte zu machen)
Dann werden mir plötzlich die Augen von hinten zugehalten, ich denke erst an einen meiner Studies. Es stellt sich dann aber sofort raus das es Yankung von der Shandong Universität ist den ich im Botanischen Garten kennen gelernt habe. Im Park war das im übrigen eine Studentin aus seinem Semester, nun lerne ich seine richtige Freundin kennen. Nachdem Yankung und ich die eMail-Adressen ausgetauscht und ich inzwischen auch mein Wörterbuch habe trennen wir uns alle wieder und ich mache mich auf zur Baotuquelle.

Die Baotu Quelle liegt in mitten eines großen schön angelegten Parks. Es kostet 15 Yuan Eintritt, was sich hier in der Stadt aber sehr viele Menschen leisten können, sonst währen hier wohl nicht so viele Menschen drin. Na wie dem auch sei. Als erstes erkenne ich mal wieder warum es in Jinan keine ausländischen Touristen gibt, es ist hier alles wieder nur auf Chinesisch erklärt. Wenn die hier wirklich etwas gut gebrauchen könnten, dann einen guten Tourismusmanager der auch die ausländischen Touristen aus Beijing und Shanghai hier her holt. Aber das ist ein anderes Kapitel.

In dem Park ist es angenehm kühl (viel Wasser und Bäume) und die Architektur der kleinen Gebäude haben für mich schon fast etwas romantisches zwischen den ganzen Neubauten von Jinan. Etwas macht mir dann aber doch zu schaffen. Wie überall ist das Wasser auch hier nicht wirklich sauber. Es schwimmen zwar überall Goldfische herum aber es gibt keine Pflanzen und die Chinesen haben einen echten Tick mit ihren Glücksbrunnen. Egal wo ich einen Brunnen sehe (Quelle, Zierbrunnen, Dekobrunnen im Geschäft oder was auch immer) es liegen immer Münzen drin, Also auch hier. Dann sehe ich plötzlich eine Ansammlung von Leuten ins Wasser schauen, ganz aufgeregt. Ich gehe also hin um zu sehen was es dort gibt. Dort schwimmen in einem kniehohen Wasserbecken mit wirklich dreckigem Wasser zwei ausgewachsene Robben herum und wissen gar nicht mehr was sie wirklich sind. So verhalten sich Tiere die zu lange in zu kleinen Becken waren. Hin und her und her und hin, immer auf der Suche nach einem Flecken Ruhe den es natürlich nirgends gibt. Das Einzige was mir bleibt ist ein kleines Stoßgebet für die beiden zu allen heiligen Chinesen zu schicken. Ich ziehe weiter. Das ist bisher mein erstes Erlebnis mit Tierquälerei nach deutschem Verständnis.

Heute ist Mondfest, ein traditionelles Fest der Familie. Ich denke es ist so was in der Art wie unser Erntedankfest, zumindest auf dem Land. Tja, ich hatte nun ja schon einiges darüber gehört, über Schiffchen die mit Kerzen auf dem Wasser fahren und und und. Da sieht man mal was die Touristen doch für einen einseitigen Einblick in China bekommen. Wie ich heute von meinen Studierenden gelernt habe ist Shanghai wie so oft auch die Schiffchengrenze. Traditionell sind die Südchinesen eher die Seefahrer und die Nordchinesen die Kutschenlenker. Also auch keine Schiffchen zum Mondfest. Was ist aber nun Tradition am Mondfest? Zwei Dinge sind wichtig, egal wo man in China ist: erstens der Mondkuchen, der immer süßlich ist, aber immer eine andere Füllung hat (es gibt unzählige Verschiedene) und dann zweitens natürlich die Familie. Heute Abend wird das mein erstes und drittes Semester sein. Drei bis fünf Studies mit denen ich mich treffe.
Wenn ich aber sechs Stunden vor euch den Mond sehe, werde ich an alle lieben Menschen in Deutschland denken und meine guten Wünsche mit dem Mond um die Erde schicken.

Mittwoch, Oktober 04, 2006

Tage außerhalb vom Campus

Gestern und Vorgestern war ich in Jinancity Am Montag bin ich um 7:30 mit drei meiner Studierenden in die Stadt gefahren um uns die ersten Sehenswürdigkeiten anzuschauen. Was mich sehr freut ist das Bussystem in Jinan. Alle Busse die nur eine Zahl haben kosten einen Yuan, ebenso die Elektrobusse, die Busse die ein K vor der Zahn haben kosten zwei Yuan. Das wars. Egal wie weit ich fahre. Und immer wenn man umsteigt zahlt man neu. Bedeutet das man in die Stadt insgesamt zwei Yuan zahlt. Dafür werde ich mir bestimmt kein Fahrrad zulegen, bequemer kann es doch gar nicht sein.
Naja, als wir dann in der Stadt angekommen sind haben wir uns erstmal das Wahrzeichen von Jinan angeschaut. Eine riesige Skulptur die man auch im Internet immer wieder sieht. Sie symbolisiert die vielen Quellen von Jinan. Dann ist da der große Platz drum herum, ein Denkmal für alle antiken Größen von Jinan, unter anderem Konfuzius. Und unter dem Platz ist dann auch etwas sehr typisches für das neue China, ein riesiges Einkaufszentrum mit Parkhaus. Aus den Lautsprechern dringt unter anderem Musik von Yvonne Caterfeld und man kann sich überlegen ob man zu McDonnalds, Pizza Hut oder doch lieber zu KFC geht. Außerdem kann man hier natürlich alles kaufen was es in Deutschland auch gibt. Es gibt Siggflaschen und Schweizer Taschenmesser, es gibt Klamotten von Camel oder Esprit. Die Lebensmittel sind von Kraft, Dole und so weiter. Also, was das betrifft kann man hier kein Heimweh bekommen.
Dann sind wir durch die berühmteste Einkaufsstraße von Jinan, hier gibt es dann auch Geschäfte für Jade und andere chinesische Andenken. Außerdem gibt es hier eine kleine Straße die im alten Stiel von Jinan erhalten wurde bzw. wieder aufgebaut wird. Ein kleines Stück Disney Land auf Chinesisch. Die Fassaden zeigen etwas, was es eigentlich nicht mehr gibt, aber die Chinesen haben gelernt das es genau das China ist was die Touristen sehen wollen. Apropos Touristen. Außer auf dem großen Bankett und in meinem Wohnhaus habe ich hier noch keinen einzigen Weißen gesehen, auch nicht in den beiden Tagen in der Stadt. Jinan ist keine Stadt für westliche Touristen, für Chinesische schon, alleine wegen der berühmten Quellen.
Genau zu einer dieser Quellenanlagen sind wir dann auch am Nachmittag. Es ist wirklich romantisch dort, wenn nicht so viele Menschen da wären. Das Wasser kann man ohne Probleme direkt trinken und wird auch viel gemacht. Hier sieht man dann auch die ganzen chinesischen Touristen mit ihren Kameras rumlaufen. Sind aber dennoch überrascht wenn ich dann fotografiere. Ist schon paradox manchmal.
Das war Tag eins.

Gestern habe ich mich dann wieder verabredet um in den Botanischen Garten zu gehen. Tja, der erste Student ist nicht pünktlich da, den zweiten wollten wir vor Ort treffen. Ich also alleine los und zum Garten. Leider hatten wir uns an einem anderen Tor verabredet. Wie ich abends dann erfahren habe, haben die mich noch im Garten gesucht. Aber auch der ist etwas größer als in Deutschland die Gärten.
So bin ich also alleine im Garten, was auch ganz schön ist, so kann ich meinen Gedanken folgen und mich ganz auf den Garten und seine Besucher konzentrieren.
Nach zwei Stunden werde ich von einem jungen Paar angesprochen, sie sehen mich zum zweiten Mal und fragen sich ob sie mir weiter helfen können. Wir kommen ins Gespräch, sie studieren an der Shandong-Universität Art und Design, sprechen fast perfekt englisch und wir gehen ein Stück zusammen. Am Ende gehen sie noch in das Labyrinth und ich wieder meinen Weg. Zwischendurch habe ich noch mal wieder festgestellt wie gut eine Kamera sein kann um Kontakte zu bekommen. Auf einer großen Freilichtbühne war irgendein Fest wo ich kurz zugehört habe. Ein paar Reihen vor mir setzen sich zwei kleine Jungen und schauen mich immer wieder an. Ich also meine Kamera und knips, festgehalten, dann habe ich ihnen das Foto auf dem Diplay gezeigt, die waren ganz aus dem Häuschen und haben sich dann bis auf eine Reihe vor mir herangetraut, echt süß.
Nach dem Botanischen Garten bin ich dann noch in die Innenstadt. Die Wege sind echt lang, aber so sieht man mehr als wenn man den Bus benutzt. In der Stadt wollte ich mir dann mal was europäisches gönnen. Also rein zu Pizza Hut. Puh, das ist hier ein richtiges Luxusrestaurant. Am Ende habe ich mir Spagetti und einen schwarzen Tee bestellt. Interessanter weise essen die Chinesen hier zwar alle mit Messer und Gabel, aber der Löffel bleibt unbeachtet. Ich glaube ein paar haben dann auch ganz interessiert zu mir geschielt als ich meine Nudeln ‚elegant’ aufgewickelt habe. Von dem Geld was ich hier ausgegeben habe , konnten wir tags zuvor richtig gut zu viert essen und ich hatte das fast billigste Essen bestellt. Das aber nur am Rande.
Anschließend noch mal in die Einkaufsstraße, diesmal wurde ich zum Fotomotiv, ok, das kenne ich ja schon von Indien und Sri Lanka.
Abschließend noch rein ins Wal Mart Supercenter einkaufen. So was muss man halt auch mal gemacht haben, einmal reicht dann aber auch.
Am Abend kamen dann noch meine beiden Studies vorbei, dem einen war das echt super peinlich, weil er schon zum zweiten Mal verschlafen hatte und diesmal hatten wir uns extra erst gegen Mittag verabredet. Er hat uns dann noch in die Mensa zum Abendbrot eingeladen. Zum Tagesabschluss haben wir dann noch einen Spaziergang über den Campus gemacht und am Ende deren Wohnheim noch einen Besuch abgestattet. Bei dem einen wohnt noch ein Student aus meinem Seminar, der hat dann auch ganz schön überrascht geschaut als sein Lehrer im Zimmer stand.
Tja, so sind dann zwei sehr Erlebnisreiche Tage zu Ende gegangen.